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Written by: Region Region Archiv

Im Gespräch mit Dietmar Späth

Baden-Journal Exklusiv-interview

Dietmar Späth übernimmt ab dem 10. Juni das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Baden-Baden. Um ihn als Person besser kennenzulernen haben wir uns zum Interview getroffen.

Sie waren fast 30 Jahre Bürgermeister der Gemeinde Muggensturm. Werden Sie Ihre ehemalige Gemeinde vermissen?
Natürlich, alles andere wäre ja mehr als seltsam. Muggensturm ist für meine Frau Susanne und mich zur zweiten Heimat geworden, es ist die erste Heimat für unsere Söhne Raphael und David, die hier seit Geburt leben und aufgewachsen sind. Ich durfte in Muggensturm eine lange, erfüllte und auch erfolgreiche Bürgermeisterzeit erleben und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger bis heute erfahren. Da kommt schon große Wehmut auf.

Was macht einen guten Bürgermeister aus?
Frei nach Professor Witt (FH Kehl):
„Ein Bürgermeister sollte Motivator sein, ein hohes Maß an Sozialkompetenz besitzen, geschickt mit Menschen umgehen können, überzeugen können und teamfähig sein, Ideenfinder, Vordenker und Impulsgeber.”
Ich versuche diesem Leitbild seit fast 29 Jahren möglichst nahe zu kommen.

Was ist das schwierigste am Amt des Bürgermeisters?
Bei einem Bürgermeister laufen die meist auch nachvollziehbaren Einzelinteressen zusammen. Es ist nicht immer einfach, diese zu gewichten und in die eigene Entscheidungsfindung zur richtigen Auswahl für das Gemeinwohl zu integrieren. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Menschen auch mit Entscheidungen gegen ihr Einzelinteresse leben können, wenn das Vertrauen zur objektiven Beurteilung des Bürgermeisters gegeben ist.

Was sind Ihre Ziele für Baden-Baden?
Den ganz außerordentlichen Reiz gewinnt die Stadt Baden-Baden durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen Strukturen. Eine mondäne Innenstadt, dörflich geprägte Stadtteile umrahmt von einer grandiosen Natur. Diese Kombination in relativer Nähe zueinander finde ich einzigartig. Mir geht es darum, die Menschen der Stadt für das aktive Miteinander und das gemeinsame Entwickeln zu begeistern. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile sollen stolz sein, wenn die strahlende Innenstadt noch attraktiver wird und Menschen aus aller Welt begeistert. Genauso dürfen sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Innenstadt freuen, wenn sich die Stadtteile als familienfreundliche Heimat stetig entwickeln und auch ein wunderbares soziales Umfeld für alle Generationen bieten. Dies alles unterstützt von dem Wirken einer motivierten Verwaltung in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat als politischem Weichensteller, dafür möchte ich mich einsetzen.

Sie möchten mehr Service und bezahlbaren Wohnraum in Baden-Baden schaffen. Was sind Ihre ersten Amtshandlungen, um dieses Ziel zu realisieren?
Es geht für mich zuallererst darum, die bisherige städtische Wohnbaupolitik zu analysieren sowie deren Stärken und Schwächen zu erkennen. Darauffolgend muss das Ziel sein, gemeinsam mit den professionellen Playern wie der kommunalen Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung Baden-Baden mbH – (GSE) -, welche ja vorrangig gegründet wurde, um zu einer sozial verantwortbaren Wohnversorgung für weite Kreise der Bevölkerung beizutragen, aber auch den weiteren Baugenossenschaften und Investoren Wege bzw. eine Grundstückspolitik zu erarbeiten, welche dem Interesse auf bezahlbarem Wohnraum Rechnung trägt.

Baden-Baden ist in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen worden. Wie werden Sie mit diesem Titel in der Zukunft den Tourismus in Baden-Baden verstärken?
Es ist mir wichtig, dass wir bei allen Maßnahmen den nachhaltigen Tourismus in Baden-Baden vorantreiben. Unter anderem gibt es schon wunderbare Welterbe-Führungen, bei denen interessieren Touristen und auch Bürgerinnen und Bürger Baden-Baden näher kennenlernen können sowie auch Welterbe-Spaziergänge, die jeder Interessierte selbst ablaufen und so die Stadt vielleicht auch für sich neu entdecken kann. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stabsstelle Welterbe und Stadtgestaltung, die Kolleginnen und Kollegen von der Baden-Baden Tourismus und Kur GmbH und auch Vereine engagieren sich, um Touristen und Bürgerinnen und Bürger ein tolles Angebot zu ermöglichen. Diese Zusammenarbeit möchte ich gerne weiter fördern und ausbauen.

Verlegen Sie Ihren Wohnsitz nach Baden-Baden?
Wer möchte nicht im schönen Baden-Baden wohnen? Meine Frau und ich wollen uns allerdings wie damals vor 30 Jahren auch die notwendige Zeit lassen, das Richtige für uns zu finden. Gerade angesichts der relativen Nähe Muggensturms zu Baden-Baden ist keine Eile geboten.

Der Sport ist in Ihrem Privatleben verankert. Unter anderem spielen Sie in der Bürgermeister-Nationalmannschaft. Wie kam es dazu?
Das Projekt „Fußball Nationalmannschaften der Bürgermeister” einhergehend mit einer eigenen EM wurde von den österreichischen Kollegen im Jahr 2008 angesichts der anstehenden UEFA Europameisterschaften in den Ländern Österreich/Schweiz ins Leben gerufen. Die Ausschreibung dazu lief über die Dachverbände Städte-/ Gemeindetag. Jeder Ober-/Bürgermeister konnte sich mit seinem fußballerischen Lebenslauf bewerben. So bildete sich das erste BM-Team aus Deutschland; ich gehörte mit dazu. Seit damals haben wir dieses sportkommunale Projekt stetig weiter entwickelt und waren nicht nur europaweit, sondern auch in Ländern wie Südafrika, Brasilien, China und auch Israel und Palästina unterwegs. Neben der sportlichen Begegnung ist das Ziel, kommunale, landesweite Strukturen, aber auch soziale Brennpunkte vor Ort kennen zu lernen und gegebenenfalls zu unterstützen. Für diese Reisen haben die Bürgermeister immer Urlaub genommen und alle damit zusammenhängenden Kosten privat getragen.



Haben Sie ein Lebensmotto?
Gerade in den nicht so freudigen Stunden denke ich daran: Auch nach der dunkelsten Nacht geht die Sonne wieder auf.

Last modified: 22. November 2022