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… so lautet der Claim der Séparée. Das Magazin hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Thema Lust und Liebe auf unterhaltsame Weise jenseits abtörnender Schmuddeligkeit zugänglich zu machen – darunter auch bildlich. Die sinnliche Fotografie eine wichtige Säule des Magazinkonzepts.
Gestartet sind die beiden Herausgeberinnen 2014 mit dem Anspruch, auch Frauen etwas für Herz und Auge zu bieten, wenn es ums Thema Nr. 1 geht. Seit den Anfängen des Magazins hat sich manches geändert. Der anfänglichen Skepsis, ob Frauen denn wirklich ein eigenes Erotikmagazin bräuchten – es gäbe ja schließlich den Playboy (!) – folgte eine kurze Zeit der Retroprüderie, befeuert durch die lustfeindliche Zensur großer sozialer Medien. Inzwischen wird aber gerade unter jüngeren Frauen viel über Selbstachtung und Selbstliebe gesprochen, was mit einer neuen Selbstbestimmtheit in Sachen Lust einhergeht. Ute Gliwa und Janina Gatzky überrascht diese Entwicklung nicht. Wird doch in der Séparée seit jeher mit großer Selbstverständlichkeit kompromiss- und tabulos für alles rund um die beliebteste Nebensache der Welt geschrieben, dabei immer aber mit dem nötigen Respekt für alles, was Lust und Frust im Schlafzimmer verursacht. Wobei das Magazin nicht nur Frauen anspricht, sondern auch einen großen und treuen Stamm männlicher Leser hat, die hier manchmal Dinge erfahren, die auch eine unverfrorene Liebhaberin nicht unbedingt ausplaudert. Viele Paare finden hier Anregungen und öfter auch den Mut, eigene Wünsche zu kommunizieren nach dem Motto: Schatz, schau doch mal , was ich in der Séparée gelesen habe …
Besonderen Wert legen die Herausgeberinnen auf stilvolle Aktfotografie – von klassischer Schwarz-Weiß-Fotografie bis zu provokanten Bildern, die mit gängigen Klischees des Genres brechen. Denn in der Séparée findet man kaum eine photogeshoppte Frau mit Barbie-Maßen, dafür aber viel authentische Weiblichkeit und echte Männer, die die Hüllen fallen lassen. Und das nicht nur oberhalb der Gürtellinie. Dabei wird der schmale Grat zur Pornografie nach Definition des Gesetzgebers nie überschritten. Das Thema Akt verstehen die Magazinmacherinnen sehr weit, schließlich findet Erotik zu allererst zwischen den Ohren statt bzw. gilt auch hier: Das Auge isst mit. Der Blick durchs Schlüsselloch in ein stilvolles Boudoir lässt die Fantasie ebenso schweifen, wie ein Handwerker, dem es beim Abstemmen der Wände zu heiß wird, oder ein sonnenverwöhnter Segler, der sich unbeobachtet auf seinem Deck wähnt.
Die künstlerische Herangehensweise ist sehr unterschiedlich. Die Bilder bieten nicht nur Platz für Interpretationen, sondern auch fürs Kopfkino. Sie provozieren wie der nackte Tourist in Berlin oder begeistern mit fraulicher Üppigkeit und samtigen Tönen, die an Gemälde von Rubens erinnern. Zu den Standards im Heft gehört neben einer Damen- und Herrenaktstrecke immer auch ein Paarakt – ob homo oder hetero, ganz egal. Oft steht hier die Sinnlichkeit im Vordergrund, aber auch die Inspiration, selbst mal neue erotische Wege zu beschreiten.
Das Magazin ist im Bahnhofsbuchhandel und an Flughäfen erhältlich. Pandemiebedingt sind hier die Umsätze wenig überraschend zurückgegangen. Dafür zeigte sich insbesondere während der Lockdowns, wie wichtig auch für die Séparée der Online-Handel ist. Auf Magazin-Plattformen wie readly bestand und besteht riesiges Interesse am Thema – ob als Ablenkung oder Inspiration. Die zeitlosen Ausgaben sowie das aktuelle Heft kann man auch unter www.separee.com nachkaufen. Wer es ganz bequem möchte, abonniert das vierteljährlich erscheinende Magazin. Die Herausgeberinnen entschieden sich entgegen mancher Unkenrufe von Anfang an, das Magazin auch als Print herauszubringen, denn das samtige Papier in den Händen zu halten und genussvoll im Heft zu blättern, hat definitiv etwas Sinnliches. Dazu passt abgewandelt die alte Buchhändler-Weisheit: Gehen Sie immer mit einem guten Magazin ins Bett oder zumindest mit jemandem, die/der ein’s liest.
Last modified: 15. September 2022